Bluebeer-Gruppe-Waterkant

Unsere Programm

Erklärung des Autors
Deutsch oder »Gendern« bis zum Umfallen

Begonnen hat alles in den 1960er-Jahren mit dem Schrägstrich: Feministinnen verwendeten ihn, um Frauen in der Sprache besonders sichtbar zu machen. Aus den Lehrern wurden nun Lehrer/innen. Das generische Maskulinum war der frühen kleinbürgerlichen Frauenbewegung ein Dorn im Auge. Die Frau sollte mehr als ein Anhängsel sein.

Später, in den 1970er-Jahren, boomte die feministische Linguistik und das sogenannte „Konzept der geschlechtergerechten Sprache“. Es folgten verschiedene Richtlinien von diversen Ämtern und Institutionen. Sogar die UNO beschäftigte sich mit diesem Thema. Die geschlechtergerechte Sprache war und ist auch heute überwiegend in universitären Kreisen beliebt, und auch linksorientierte Schreiber verwenden sie gerne, um nicht in Verdacht zu geraten, Frauenargumente denen der Männer vorzuziehen.

Das Gendern entwickelte sich weiter und ist heute auch in der Werbung und bei Stellenausschreibungen sehr beliebt, um eine angeblich positive Betrachtungsweise der Geschlechterrollen vorzutäuschen. Von der „MieterIn“ über die „Chef*in“, „Verkäufer:in“ bis hin zu den „Kolleg/innen“: Das Gendern hat viele Gesichter – und stößt nicht nur bei Menschen mit dialektischem Denken wie mir auf Widerstand.

Hinzu kommen die vielfältigen Formen der Abkürzungen beim Gendern, die die deutsche Sprache verunstalten und viele Sätze bis hin zur Unverständlichkeit verkomplizieren.

Das in Mode gekommene Gendern mit seiner Sexualisierung der Sprache widerspricht der marxistischen Erkenntnistheorie, in der das Sein das Bewusstsein prägt und nicht das Geschlecht. Ich kann 1000-mal „Bauarbeiter*innen“ hören – doch in meinen Gedanken sehe ich fast zu 100 % Bauarbeiter. Umgekehrt kann ich 1000-mal „Apotheker“ hören – und sehe in meinem Kopf 80 % Frauen.

Das heißt, die Sprache hat einen sehr geringen Einfluss auf das Denken. Vielmehr ist die materialistische Zusammensetzung der Gesellschaft bestimmend. In der traditionellen deutschen Sprache steht nicht das Geschlecht im Vordergrund, sondern der Mensch. Bürger, Einwohner – das sind Menschen, die beim Einwohneramt gemeldet sind, mit einem leichten Frauenüberschuss wegen der längeren Lebenserwartung von Frauen. Fußgänger sind alle Menschen, die zu Fuß gehen, also rund 50 % Männer und 50 % Frauen.

Ich betrachte das Gendern als Ausdruck der Ohnmacht kleinbürgerlicher Schichten, grundlegende Veränderungen an der ungerechten kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung vornehmen zu können. Der Widerspruch existiert jedoch nicht zwischen Frau und Mann, sondern zwischen Lohnarbeit und Kapital. Das sogenannte Gendern fördert die Spaltung zwischen Mann und Frau. Nicht der Mann ist der Feind der Frau, sondern die Herrschenden in den Chefetagen der Banken und der Industrie, ihre Lobbyverbände und ihre Handlanger in den Parlamenten sind die Feinde aller Männer und Frauen!

Die Frage der Gleichstellung der Frau ist weder eine Geschlechterfrage noch eine Frage der Sprache, sondern eine Klassenfrage. Wir alle sind gefordert, hier Abhilfe zu schaffen.

Deshalb gendere ich in meinen Texten nicht!

Ich bin – im Gegensatz zu Karl May – bemüht, in meinen Romanen mehr Frauen agieren zu lassen. Besonders starke, selbstbewusste und durchsetzungsfähige Figuren wie z. B. Rosalie Ebersbach oder Jasmin stehen als Vorbilder für die Leserinnen und Leser zur Verfügung.

 

Erklärung des Autors

Darf man heute noch Indianer sagen?

Die Diskussion über die Verwendung des Begriffes „Indianer“ ist nicht erst seit der Entscheidung des Ravensburger Verlages, zwei schon erschienene Bücher zurückzuziehen entfacht worden, sondern wird schon viele Jahre lang geführt und war eigentlich schon abgehackt.

Während viele Bezeichnungen gerade für ethnische Gruppen in der heutigen Zeit eher als problematisch erachtet werden, ist das Wort „Indianer“ durchaus legitim, denn:

  • Der Begriff stammt aus der Kolonialzeit und ist entstanden, als Kolumbus bei seiner Ankunft in Amerika fälschlicherweise dachte, er sei in Indien angelangt.
  • Bei der Bezeichnung "Indianer" handelt es sich also ursprünglich weniger um eine Eigen- als um eine Fremdbezeichnung.
  • Problematisch ist auch, dass damit sehr unterschiedliche ethnische Gruppen vereinfacht zusammengefasst werden, ohne dass ihren individuellen Unterschieden Rechnung getragen wird.
  • Andere Begriffe, die in den vergangenen Jahren dazu aufgekommen sind, sind unter anderem "indigene Bevölkerung", "Native Americans" oder "First Nations". Diese sind jedoch auch keine Eigenbezeichnungen und fassen ebenfalls unterschiedliche ethnische Gruppen vereinfacht zusammen.
  • Es ist also aus dieser Argumentation heraus, nicht besser oder schlechter, das Wort "Indianer" zu verwenden.

Dazu der indigene Aktivist und Schauspieler Russll Means:

"Ich verabscheue den Begriff „Native American“. Es ist ein Oberbegriff der Regierung, mit dem alle indigenen Gefangenen in den Vereinigten Staaten bezeichnet werden. Das sind die amerikanischen Samoaner, die Mikronesier, die Aleuten, die ursprünglichen Hawaiianer und die fälschlicherweise als Eskimos bezeichneten Menschen, die in Wirklichkeit Upiks und Inupiats sind, und natürlich die amerikanischen Indianer (American Indian).

Ich bevorzuge den Begriff Indianer, weil ich seinen Ursprung kenne. Das Wort Indianer ist eine englische Bastardisierung zweier spanischer Wörter, EnDio, was korrekt übersetzt „in with God“ bedeutet. Außerdem sind die Indianer die einzige ethnische Gruppe in den Vereinigten Staaten, bei der das Amerikanische vor der ethnischen Zugehörigkeit steht.“

Auf einer internationalen Konferenz der Indianer Amerikas, die 1977 im Rahmen der Vereinten Nationen in Genf, Schweiz stattfand, haben wir einstimmig beschlossen, uns als Indianer zu bezeichnen: Wir wurden als Indianer versklavt, wir wurden als Indianer kolonisiert, und wir werden unsere Freiheit als Indianer erlangen, und dann können wir uns nennen, wie wir wollen. Und schließlich werde ich nicht zulassen, dass eine Regierung irgendeine Regierung definiert, wer ich bin.

Außerdem ist auch jeder Hellhäutig, der in der westlichen Hemisphäre geboren ist, ein Native American."                                                                

    
Rusell Means (1939-2012) Lakota
Politischer Aktivist und Schauspieler (Mitbegründer des American Indian Movement)

Deshalb heißen die Indianer in meinen Geschichten immer Indianer - auch denn, wenn die Handlung ein Märchen ist und in einer fiktiven Parallelwelt spielt – auch dann, wenn es fast nichts anderes als Seemannsgarn à la carte ist.